Jelle Kuiper, was ist das für ein Name?
Geboren bin ich 1970 in den Niederlanden, wohne aber schon seit 2000 in Brandenburg, zuerst in Stahnsdorf, seit 2006 in Woltersdorf, zusammen mit meiner Frau, die ursprünglich aus Zinnowitz kommt, und unseren drei Söhnen. Ich habe schon seit vielen Jahren die deutsche und niederländische Staatsbürgerschaft.
Was machst du beruflich?
Ich bin freiberuflicher Besucher-Referent im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Ich begleite auch Besuchergruppen im Bundestag, am Holocaust-Mahnmal in Berlin und manchmal im ehemaligen KZ Sachsenhausen. Außerdem bin ich oft als Reiseleiter während Bildungsreisen in Osteuropa unterwegs: in Polen, im Baltikum, auf dem Kaukasus, in Albanien. Ich liebe es, mit Menschen über Kultur, Geschichte, aber vor allem auch über Freiheit und Demokratie zu reden.
Was ist Dir so wichtig an Freiheit und Demokratie?
Ich reise schon seit mehr als 30 Jahren sehr viel durch Zentral- und Osteuropa und bin überzeugter Europäer. Mir ist ganz klar, dass die Freiheit, in dem wir leben, nicht selbstverständlich ist. In Ländern wie Estland, Litauen oder Georgien kämpfen die Leute noch immer fast jeden Tag dafür, in einem demokratischen System leben zu können. Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen unterschätzen, wie stark unsere Freiheit bedroht ist.
Wieso ist unsere Freiheit deiner Meinung nach bedroht?
Schon jetzt findet ein hybrider Krieg gegen uns statt, geführt aus Moskau. Schon jetzt es Wahlmanipulation, fake News, Attentate auf Flugzeuge. Ich will unbedingt weiterhin frei leben können. Zuhause haben wir vier Monate lang fünf ukrainische Geflüchtete aufgenommen. Ich habe mehrere aus Russland geflüchtete Freunde. Ich war selbst mehrmals in der Ukraine und Russland. Ich habe schon einen Eindruck davon, wie schrecklich es sein muss, in einem Land im Krieg oder in einem Land, wo politischer Willkür herrscht, leben zu müssen. Wir müssen alles dafür tun, dass das alles niemals in Deutschland passieren wird.
Welche weitere politische Themen sind Dir wichtig?
Neben der Bedrohung unserer Freiheit, Vielfalt und Demokratie betrachte ich die Klimakrise als die größte Bedrohung für unsere Gesellschaft. Ich meine, es ist für uns Bündnisgrüne enorm wichtig, nicht als Verbotspartei wahrgenommen zu werden, sondern als Partei mit attraktiven Visionen für die Zukunft.
An was für Zukunftsvisionen denkst du?
Nichts bleibt wie es ist, alles ändert sich. Das ist nun mal so. Stillstand heißt Zurückgang. Skandinavische Länder haben dies wahrscheinlich am meisten verstanden. Wer offen ist für Wandel, für Fortschritt, für neue Ideen, für Innovationen, dem geht es fast immer gut. In Skandinavien wird viel elektrisch geheizt und gefahren, da gibt es oft gute Radwege, sind die Menschen offen für neue Wege um den Klimawandel zu bekämpfen. Das ist gut für die Wirtschaft und die Gesundheit. Nur festhalten an das, was es schon gibt, führt dazu, dass wir uns da befinden wo wir gerade sind, nämlich wirtschaftlich höchstens im europäischen Mittelfeld.
Was hast du bisher politisch gemacht?
Von 2008 bis 2024 war ich Gemeindevertreter in Woltersdorf, wo ich auch mal Bürgermeisterkandidat war. Außerdem war ich kurz Kreistagsmitglied im Landkreis Oder-Spree, und Geschäftsführer der Kreistagsfraktion. Ich war auch eine Weile aktiv im Landesparteirat.
Was willst du als Bundestagsmitglied für unseren Wahlkreis erreichen?
Ich will gute Verhältnisse mit unserem Nachbarland Polen. Ich will die Oder als einer der letzten natürlichen Flüsse in Europa schützen. Ich will die Daseinsvorsorge auf dem Land sichern. Ich stehe für gutes ÖPNV, aber auch für ein gutes Radwegenetz. Und, was manche nicht gerne hören, aber ein Fakt ist: wir brauchen Zuwanderung. Schon jetzt kriegen wir es kaum hin, die alternde Bevölkerung auf dem Land zu versorgen. Wir brauchen junge, gut integrierte, neue Leute in Brandenburg. Das wird praktisch jeder Unternehmer bestätigen! Klar, die Integration der neu Zugezogenen kostet Zeit, Geld und Mühe, aber es geht nicht anders. Und es kann auch Spaß machen!
Was machst du in deiner Freizeit?
Hm, ich arbeite viel und bin auch sehr viel im Ausland unterwegs. Ja, ich reise gern, entdecke noch immer gern neue Orte, interessiere mich für Politik und Geschichte, lese darüber auch viel. Ansonsten wandere ich gern und fahre ich als gebürtiger Niederländer natürlich viel Fahrrad, haha. In den vergangenen Sommern war ich mit meiner Frau mit dem Fahrrad auf kroatische Inseln unterwegs und entlang der Donau in Serbien. Manchmal zelten wir dann einfach irgendwo wild in der Natur, ein herrliches Gefühl! Ansonsten bin ich bei uns zu Hause im Garten aktiv, treffe mich mit Freunden oder verbringe natürlich auch gern Zeit mit einer Familie.